In der Vorbereitung für ein Vorstellungsgespräch wird bei der Frage „welches sind Ihre Schwächen?“ von den Leuten häufig genannt: „Ungeduld… vor allem ungeduldig mit mir selber…“. Weshalb wird dies so oft genannt? Habe ich mich in meiner Tätigkeit als Coach von Stellensuchenden immer wieder gefragt. Ist es eine „unverfängliche“ Antwort? Eine, bei der man sagen kann „aber das ist doch keine Schwäche!“, weil sie darauf hindeutet, dass jemand schnell und effizient arbeitet? Oder weil einem nichts „Besseres“ einfällt?
Ich glaube eher, dass dies so oft genannt wird, weil es von Vielen so erlebt wird, weil es zu unserer Zeit passt. Wir sind uns gewohnt, alles schnell zu erledigen, effizient zu sein und nichts liegen zu lassen. Wir haben wenig Geduld zu warten, Dinge reifen zu lassen. In der Schlange an der Kasse stehen? Oh nein! Ein Zug hat Verspätung? So ein Pech! Unsere Kinder wollen etwas? Jetzt nicht! Der PC funktioniert nicht? Am liebsten zum Fenster raus..! Und eben: Geduld haben mit mir selber? Jetzt mach schon… bloss nicht zuletzt sein! Alles muss möglichst schnell passieren, das Erledigen von Aufgaben, von A nach B kommen, sogar Essen sollte nicht zu lange dauern, mindestens im Alltag.
Nehmen wir uns Zeit!
Zeit, zu warten, Dinge reifen zu lassen, Ideen entstehen zu lassen. Atmen wir durch, lehnen wir uns zurück. Wir selbst sind gefragt. Es ist nicht die Welt, das Umfeld, die Arbeitswelt, welche „Schuld“ sind, welche uns dazu drängen, schnell und effizient zu sein. Ganz oft haben wir es in der Hand, ob wir uns Zeit nehmen wollen. Manchmal ist Schnelligkeit gefragt – und ganz oft können wir Gelassenheit zeigen.
Geniessen wir es, wenn wir nächstes Mal irgendwo warten müssen, wir können es sowieso nicht ändern. Aber wir können es als Denk- und Atempause betrachten. Geniessen wir es, uns Zeit für uns zu nehmen. Geniessen wir es, jemandem Zeit zu schenken und geniessen wir es, die Aufmerksamkeit im Moment zu haben, mit allen Sinnen im „Jetzt“ zu sein.