Einerseits freue ich mich über die bereichernden Begegnungen und Antworten, andererseits über die positiven Feedbacks zu unserem Projekt. Ich bin überzeugt, dass wir Denkanstösse geben können. Bei den befragten Personen, aber auch bei uns. Dieses Projekt macht glücklich, vor allem wenn ich jeweils zu Hause in aller Ruhe die Antworten nochmals lesen kann. Was passiert, wenn ich darauf aufmerksam werde, über Dinge nachzudenken, welche glücklich machen? Die Wahrnehmung schärft sich und ich werde zu einer Detektivin über das eigene Glücksempfinden. Ich achte mich mehr auf Dinge, die mich erfreuen. Was nicht gut funktioniert weiss ich genügend. Aber, was, wenn immer mehr Menschen beginnen über Dinge zu reden, welche ihnen gelingen, wenn sie sich jeden Tag an schönen Erlebnissen freuen? Wir haben schlussendlich die unglaubliche Zahl von 301 befragten Personen erreicht! Wenn diese 301 Personen ihre Erlebnisse mit der Umfrage drei oder vier weiteren Personen erzählen, dann sind dies schon gegen 1000 Personen, welche davon wissen und sich darüber Gedanken machen!
Mich selber hat das Beschäftigen mit den Fragen immer wieder dazu gebracht, darüber nachzudenken, was Glück denn für mich bedeutet. Was mich glücklich macht, was mich zuversichtlich stimmt. Nebst den mehrfach genannten Dingen gibt es für mich wunderbare, wertvolle, einzelne Antworten wie: „Reichtum an Liebe ist in der Welt vorhanden“ über „der Duft des Sonntagszopfes am Morgen“ und „etwas Schweres überlebt haben“. Was mich tief beeindruckt hat ist die Antwort einer jungen Frau zur Frage, was macht dich glücklich: „Dass es mich gibt“.
Anhand der Antworten sehe ich, dass vor allem die Beziehungen im Vordergrund stehen. Geld, Besitz und Konsum werden nicht so oft genannt. Obwohl eine gewisse finanzielle Sicherheit wichtig ist und „Teilnahme“ am sozialen und kulturellen Leben ermöglicht, sich etwas zu gönnen oder etwas zu unternehmen. Und so zur Zufriedenheit beiträgt.
Trotzdem: Es sind die Beziehungen, die bereichernden Worte, Interaktionen und Begegnungen, ein Lächeln, eine Anerkennung, jemandem etwas Gutes tun, welche am meisten beglücken. Aber auch Raum haben, um eigenen Bedürfnissen nachgehen zu können, Zeit für sich zu haben, in der Ruhe zu sein, der Natur, kreativ zu sein. Übergeordnet ist es die Liebe zu anderen, zu sich selbst, zu Dingen, die wir gerne tun, die Geborgenheit, angenommen sein und sich wertvoll fühlen als „Mensch, der ich bin“.
Es ist viel Dankbarkeit spürbar für den Reichtum, für den guten Rahmen, den wir haben bei uns. Die vielen Möglichkeiten und die Sicherheit.
Was uns erstaunte war, wie oft Personen sagten „das habe ich mir noch nie überlegt“ oder „das ist eine schwierige Frage“. Wir können uns vorstellen, dass die Antworten schneller da sind, wenn man die Leute nach den Sorgen und Problemen fragt.
Oft höre ich die Aussage „man kann nicht immer alles nur positiv sehen“. Ich weiss nicht, ob das gehen würde. Keine Ahnung. Gleichzeitig könnte ich dazu sagen „man kann nicht immer alles nur negativ sehen“, was aus meiner Sicht viel mehr getan wird. Damit ich das Gefühl des „Glücklich-sein“ wahrnehme braucht es für mich Traurig-sein, Nachdenklich-sein, Verärgert-sein. Dadurch kommt der Unterschied zum Vorschein.

Mich bestätigt dieses Projekt darin, dass es hilfreich für mich ist, meine Aufmerksamkeit immer wieder auf Gelingendes zu lenken – auch, oder gerade in solchen Momenten in denen ich Schwieriges erlebe, ich traurig oder genervt bin, mich über etwas aufrege. Ich bin überzeugt, dass sich die Zuversicht in der Welt, die Ideen für Lösungen, die Wertschätzung und Solidarität vergrössern, wenn Menschen über Dinge nachdenken, welche Freude machen und dies dann auch tun. Es hat mich unglaublich gefreut, mich mit Astrid, Andy, Tom, Dänu und Bruno auszutauschen über unsere Erlebnisse. Und was sind nun die kühnsten Hoffnungen für nächstes Jahr? Wer weiss, wer weiss was da noch kommt..?

Isabel Maurer, November 2019

 

Einige der befragten Personen beantworteten die Frage „Was bedeutet ‚Glück‘ für dich separat. Hier die Antworten: 

  • Glück ist, wenn man denkt es ist unmöglich und es dann trotzdem schafft
  • Glück ist, wenn ich entscheiden kann, mit wem ich zusammen sein will
  • Glück ist, eine gute Note zu haben, wenn ich gelernt habe
  • Glück ist ein Geschenk
  • Glück kann man nicht kaufen, man kann das Glück steuern, indem man positiv denkt und mit den Mitmenschen freundlich umgeht
  • Glück ist für mich eine innere Haltung, ich kann es nicht im „Aussen“ suchen
  • Glück ist wenn man frei ist
  • Glück ist ansteckend
  • Glück ist für mich, in guter Gesundheit mit einem geliebten Menschen das Leben verbringen zu dürfen
  • Glück ist im Kleinen ganz gross
  • Glück stellt sich ein, wenn ein Gleichgewicht zwischen eigenen Bedürfnissen und den Möglichkeiten der eigenen Lebenswelt besteht
  • Glück ist für mich eher ein kurzer, spontaner Moment, Zufriedenheit ist für mich von längerer Dauer
  • Glück ist für mich, wenn ich im Moment sein kann und einfach geniessen kann. Wenn ich am Abend mit meiner Tochter im Bett liege
  • Glück ist für mich ein intensiver, persönlicher Austausch mit Menschen, dann fühlt man sich lebendig. Ein persönliches Weiterkommen, eine persönliche Weiterentwicklung auf allen Ebenen, eine Progression
  • Glück ist für mich, wenn alles stimmt für mich, wenn die Familie um mich herum ist. Das Getane zu erleben. Wenn ich eine Idee habe und ich mache es. Das Erreichen des Weges. Den ersten Schritt zu beenden, wenn ich den letzten Schritt gemacht habe und sagen kann „Wow!“. Den Weg positiv zu Ende gehen
  • Glück ist für mich so ein schönes Gefühl von „es ist alles gut“. Das kann sein, wenn ich etwas Schönes sehe, mit der Familie bin und die Liebe spüre. Wenn ich oder wir etwas erschaffen haben und ich durchatme und weiss, „es ist alles gut“. Das kann mit der Natur, mit geliebten Menschen, mit Erfolgserlebnissen zusammenhängen
  • Glück ist für mich im Moment sein: Im Moment mit den richtigen Leuten, im Moment das richtige Lied, der richtige Kaffee, etc.
  • Glück ist für mich ein Leben in einem freiheitlichen Land in dem ich mich frei entwickeln und meine Meinung äussern kann. Ein Umfeld, welches alle meine Grundbedürfnisse deckt
  • Glück ist, mein Leben so gestalten zu können, wie ich das möchte, die vielen schönen Sachen erleben und geniessen zu können
  • Glück ist für mich so ein… im Moment sein
  • Das Glück ist die Liebe und die Liebe ist das Glück
  • Glück ist, wenn man am richtigen Ort geboren wurde
  • Glück ist, wenn es den Anderen gut geht. Dann geht es mir auch gut
  • Un lieu de vie où nous sommes ensemble et en „sécurité“ (lieu de confiance) où il est possible de partager. Cela me rend heureux!